Jetzt herrscht der Filz in Doberlug-Kirchhain

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Seit Sonntag zeigt die zweite Sonderausstellung des Jahres im Atelierhof Werenzhain ein uraltes Kulturgut in aktueller künstlerischer Umsetzung. ,,Ebenso Filz“ heißt die Exposition von Beatriz Schaaf-Giesser und Sybille Suchy.

 

 

 

 

 


Die neue Ausstellung ,,Ebenso Filz“ im Atelierhof Werenzhain ist bis zum 28. August zu sehen. Ein Symposium zum Thema Filz begleitet sie vom 16. bis zum 31. Juli, ebenso wie ein Künstlerinnengespräch mit Sybille Suchy am 29. Juli um 18 Uhr.

Die in Montevideo geborene und in Deutschland lebende Beatriz Schaaf-Giesser und die sächsisch-thüringische Textilkünstlerin Sybille Suchy haben sich seit Mitte der 90er Jahre dem Filz und seinen Bearbeitungstechniken zugewandt. ,,Jetzt gibt es auch Filz in Doberlug-Kirchhain“, scherzte Bürgermeister Bodo Broszinski (FDP), zur Begrüßung und bezeichnete die Schau als Ausstellung der besonderen Art.

Überraschende Kunst

Iris Stöber vom Atelierhof Werenzhain würdigte mit ihrer Laudatio die ,,überraschenden Ausdrucksweisen“ der beiden Künstlerinnen, die das Material Filz nicht als Kleidung wieder auferstehen lassen wollen, aber mit unterschiedlichen künstlerischen Konzeptionen an die ursprüngliche Wärme- und Schutzfunktion des Materials anknüpfen.

Fragen zu Arbeitstechniken

Zahlreiche Fragen gab es während der Vernissage an Sybille Suchy zu ihren Werken und Arbeitstechniken. Suchy greift bewusst auf Frühformen menschlicher Kultur zurück, indem sie archaische Unterschlupf- und Zufluchtsorte veranschaulicht, mit alten geometrischen Mustern und Zeichen ein Erzählmedium schafft und dabei konsequent mit Naturfarben arbeitet. Ins Jetzt geholt werden die künstlerischen Filztechniken bei ihr durch das Einbeziehen von Fundstücken und eigener Bekleidung. Eine spezielle visuelle Anziehungskraft üben in der Ausstellung die von ihr in besonderer Filztechnik gestalteten Köpfe aus, mit denen sie bildhauerische Aspekte mit der Filzkunst verbindet.

Vor allem Geschichten von Emigration, Vertreibung und Flucht erzählen die Filzbilder von Beatriz Schaaf-Giesser, die selbst nicht zur Ausstellungseröffnung kommen konnte. Verblüffend fotografisch wirken ihre mit einer speziellen Drucktechnik auf die Filzfläche aufgebrachten Bilder, zum Beispiel in der Postkartenserie. Angeregt vom Schicksal der eigenen Familie werden dem Besucher die Themen Vertreibung und Emigration nahegebracht. Für ihre in der Werenzhainer Ausstellung gezeigten Fotoschalen ,,Bewahren“ hat die renommierte Künstlerin auf der 5. Internationalen World Textile Art (WTA) 2009 in Buenos Aires den ersten Preis erhalten.

Auch die Finsterwalder Textilkünstlerin Rosemarie Böhmchen zeigte sich von der Ausstellung begeistert. Für den Besucher sind die Arbeiten sowohl vom handwerklich-künstlerischen Aspekt als auch von der kreativ schöpferischen Themenwahl her interessant, waren sich die Besucher einig.Über das Symposium Filz, das am 16. Juli im Atelierhof unter Regie von Maria Sagurna beginnt, können sich Interessenten unter www.atelierhof-werenzhain.de informieren und anmelden.

 

Von Jürgen Weser, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 12.07.2011