Eva ist ihren Männern schon 40 Jahre treu

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Chorleiterin zieht sich nach vier Jahrzehnten zurück / Männerchor Doberlug 1869 sucht neuen musikalischen Leiter

Dafür, dass sie eigentlich nur übergangsweise den Männerchor Doberlug 1869 künstlerisch leiten wollte, hat sie ganz schön lange ausgehalten. Eva Schindler hat die singenden Herren vier Jahrzehnte gesanglich geformt. "Aber jetzt ist genug", sagt sie und dirigiert ihre Männer ein letztes Mal beim Chorkonzert im Doberluger Schlosshof.

Viele befreundete Chöre aus dem Sängerkreis überbringen wie vor drei Jahren zum 140. Chorjubiläum im Schlosshof ihre Glückwünsche. Sie gelten diesmal Eva Schindler. Am 11. Juni 1972 hat sie, so sagt es die Chorchronik, den Männerchor ein erstes Mal öffentlich dirigiert. Mit dem Weggang von Kantor Hartmut Grosch brauchten die Männer jemanden, der ihnen den Ton angibt. Nur vertretungsweise wollte die junge Musiklehrerin einspringen, auch wenn sie später zugab, vor den vielen Männern Angst gehabt zu haben.

Allzeit gut im Griff

Mit viel Courage leitet sie die wöchentlichen Übungsstunden und lässt bei Auftritten keinen Zweifel daran, dass beim Doberluger Männerchor gemacht wird, was Eva sagt. Aber sie weiß auch, dass der Spaß nicht zu kurz kommen darf. Die Sänger – 25 aktive sind es heute – danken es ihr auf ihre Weise: Sie schließen sie ins Herz. 40 Jahre später überreichen sie ihrer Eva die Ehrenurkunden vom Deutschen und Brandenburgischen Chorverband für das langjährige Wirken.

Wie sehr sie nach wie vor beim Dirigieren und Moderieren in ihrem Element ist, beweist sie beim mehr als zweistündigen Chorkonzert in herrlicher Schlosskulisse. Ein kultureller Höhepunkt, den viele Musikfreunde nach mehrjähriger Zwangspause wegen der Bauarbeiten gern angenommen haben. "Nun fanget an ein gut's Liedlein zu singen", fordern die Doberluger ihre Gäste auf. Die Frauenchöre aus Schönborn, Lieskau und Finsterwalde, die Sängervereinigungen Trebbus und Kirchhain, der Sängerverein Crinitz, Sonnewalde/Großbahren und die Arbeitersänger geben ihre musikalischen Visitenkarten ab. Das Jugendblasorchester Falkenberg, eine Woche zuvor beim Uckermärkischen Blasmusikfestival mit "Gut" bewertet, lässt die Instrumente klingen.

Die drei Chöre der Stadt Doberlug-Kirchhain bestreiten das Finale, bevor sich in wenigen Wochen im Schloss wieder die Baufirmen tummeln. Der Ausbau der Ausstellungsräume für die Erste Brandenburgische Landesausstellung 2014 beginnt in Kürze. Dass Chorgesang auch seine kreativen Seiten hat, wird klar bei den Liedern in der Bearbeitung von Gotthard Lukas, musikalischer Leiter der Sängervereinigung Kirchhain. "Das Instrumentenquodlibet" und das Volkslied "Hab mein Wage vollgelade" in überraschend witziger Version setzen den Schlusspunkt im Schloss.

Letzte Amtshandlung

"Meine letzte Amtshandlung wird unsere Chorfahrt nach Rheinsberg, wo wir in der Kirche singen werden", sagt Eva Schindler. Und damit schließt sich der Kreis. Denn Rheinsberg ist seit 1989 Heimat und Wirkungsstätte von Kantor Hartmut Grosch, der mit seinem Weggang Eva Schindler das jahrzehntelange Ehrenamt "eingebrockt" hatte.

 

Von Heike Lehmann, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 20.06.2012

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