Die Wandlung von Friedrich II.
Das theater89 bringt preußische Geschichte mit viel Spiellaune auf Schloss Doberlug nahe
Dem Sommertheater der Arbeitsgemeinschaft "Städte mit historischen Stadtkernen" scheint der Wettergott wohlgesonnen. Auch beim zweiten Gastspiel am Schloss Doberlug am Samstag spendete die untergehende Abendsonne über weite Strecken angenehmes Bühnenlicht. Das theater89 aus Berlin hat "Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen", ein Fragment von Heinrich Mann (1871-1950) mit Ergänzungen von Alexander Lang, kurzweilig und mit viel Spiellaune aufgeführt.
Wie schon im vorigen Jahr begeisterten die strahlende Fassade vom sanierten Renaissanceschloss Doberlug und die hervorragende Akustik auf der Schlosswiese Theaterleute und Zuschauer. Der Abend wurde für knapp 100 Besucher zu einer unterhaltsamen Geschichtsstunde. Sie wurden begrüßt von Bürgermeister Bodo Broszinski (FDP), der den Bogen schlug zum großen Vorhaben im Jahr 2014, wenn in Doberlug-Kirchhain die 1. Brandenburgische Landesausstellung stattfindet. Mit wenigen Sätzen machte er deutlich, worauf sich Elbe-Elster dann freuen kann.
In 90 Minuten gaben die Darsteller dann ihre Version von den widersprüchlichen Verhältnissen, gesellschaftlichen Zwängen, europäischen Machteinflüssen und menschlichen Konflikten im preußischen Königshaus wieder. Es war für die fünf Schauspieler erst die zweite Aufführung. "Die Premiere am Freitag in Wusterhausen/Dosse war in einem Innenhof. Damit hatten wir dort eine ganz andere Atmosphäre. Das Gelände hier in Doberlug ist sehr reizvoll", erklärte Regissseur Hans-Joachim Frank nach dem letzten Beifall.
Kritisch hatte er das Spiel seiner Akteure verfolgt, um gleich im Anschluss die wichtigsten Dinge auszuwerten. "Seit etwa acht Wochen proben wir. Da ich aber seit 20 Jahren kontinuierlich mit den gleichen Schauspielern arbeite, funktioniert das ganz gut. Dennoch bleibt ein solches Sommer-Open-Air immer ein Abenteuer", so der Regisseur. Die Geschichte von Friedrich II. passe gut in das Repertoire des theater89, das sich vor allem der Geschichtsaufarbeitung verschrieben hat, so der künstlerische Leiter Hans-Joachim Frank. Aber sie passte auch bestens nach Doberlug, wo "Preußen Sachsen küsst", wie der Slogan für die kommende Landesausstellung heißt.
Erzählt wird, wie König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (Bernhard Geffke) seinen Kronprinz Friedrich (Alexander Höchst) zu einem ihm würdigen Nachfolger formen will. Er versucht ihn mit Schlägen zu züchtigen und demütigt ihn ("Küsst er mir den Staub von den Schuhen.", "Du bist ein Prinz ohne Ehre.", "Er soll sich das Englische und Französische aus dem Kopf schlagen."). Wie sehr das den späteren Friedrich II., dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr in Brandenburg gefeiert wird, einengt und kränkt, wird schnell deutlich.
"Keine Zuflucht bleibt mir … Überall Spione", klagt Fritz. Autor Heinrich Mann setzt die Familiengeschichte in Beziehung zur europäischen Politik, als etwa der englische Gesandte (Johannes Achtelik) erklärt: "Preußen ist eine Macht zweiten Ranges und muss sich gegen die Decke strecken – it's to small".
Viel Raum gibt das Stück dem gescheiterten Versuch Friedrichs, mit seinem Freund Katte nach Frankreich zu fliehen. Katte wird wegen Fahnenflucht vom Kriegsgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Friedrich I. macht daraus ein Todesurteil und trifft damit seinen Sohn Friedrich ins Herz. Es ist eine der stärksten Szenen, als der gebrochene Friedrich nach Kattes Hinrichtung die Bühne betritt, vom Vater in dessen Todesstunde die Macht übertragen bekommt und dessen "Werkzeug, die Armee" übernimmt. "Preußen, Preußen über alles" – Friedrich zieht in den Krieg.
Thomas Zimniak aus Finsterwalde war begeistert von der Aufführung. "Das Ambiente hier ist toll. Und die Schauspieler waren großartig", sagte er. Nur fünf Darsteller haben immerhin 15 Figuren auf die Bühne gebracht. Den stressigen Masken- und Perückenwechsel vollzogen sie unmittelbar hinter der Bühne. Auch Sebastian Arsand und Helene Richter aus Finsterwalde lobten die Aufführung. "Mit minimalen Mitteln war das eine tolle Leistung – Kulisse, Schauspiel und Gesang waren super", meinten beide.
Von Heike Lehmann, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 23.06.2012
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