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Mittwoch der 5. Januar | 36. Türchen

Krippe in der Hauptstraße 65. Januar - Haupstr. 6

 

Die seltsame Unbestimmtheit, die über dem Epiphaniasfest

liegt, ist so alt wie das Fest selbst. Es steht fest, daß längst

bevor Weihnachten gefeiert wurde, Epiphanias in den Kirchen

des Morgen- und Abendlandes als höchster Festtag der winterlichen

Jahreshälfte galt. Die Ursprünge sind dunkel. Gewiß ist,

daß von jeher vier verschiedene Ereignisse an diesem Tag

Gegenstand des Gedenkens waren: die Geburt Christi, die

Taufe Christi, die Hochzeit zu Kana und die Ankunft der

Magier aus dem Morgenland. … Wie dem auch sei, die Kirche

hat seit dem 4. Jahrhundert die Geburt Christi aus dem Epiphaniasfest

herausgelöst. … Die Ablösung der Feier der Geburt

Christi vom Tauftag Christi war von großer Bedeutung. Es

hatte sich in gnostischen und häretischen Kreisen des Ostens

der Gedanke gebildet, daß der Tauftag eigentlich erst der

Geburtstag Christi als des Sohnes Gottes sei. … Darin aber lag

die Möglichkeit eines gefährlichen Irrtums beschlossen, nämlich

einer Mißachtung der Fleischwerdung Gottes. … Hätte

Gott nur den Menschen Jesus in der Taufe als seinen Sohn

angenommen, so blieben wir unerlöst. Ist aber Jesus der Sohn

Gottes, der von seiner Empfängnis und Geburt an unser eigenes

Fleisch und Blut angenommen hat und trägt, dann allein ist er

wahrer Mensch und wahrer Gott; dann allein kann er uns helfen;

dann aber hat uns in seiner Geburt wirklich »die rettende

Stunde geschlagen«, dann ist die Geburt Christi das Heil aller

Menschen.

 

Dietrich Bonhoeffer

Quelle:

Illegale Theologenausbildung: Sammelvikariate 1937-1940, DBW Band 15, Seite 544 ff