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Schützen, was wir kennen

Schützen, was wir kennen (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Schützen, was wir kennen

Sie sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen, bevölkern den Planeten schon seit über 50 Millionen Jahren– und der eine oder andere lebt sogar mit ihnen unter einem Dach. Sie sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. In Deutschland gibt es 27 im Landkreis Elbe-Elster konnten 16 Arten nachgewiesen werden.

Größtenteils sind sie in ihrem Bestand durch den Menschen gefährdet und sie sind, neben dem zurückkehrenden Wolf, ausnahmslos gesetzlich geschützt. Gemeint sind die Fledermäuse.

Sie werden aktiv, wenn wir ins Bett gehen und aufgrund ihres Aussehens und Jagdverhaltens ranken sich seit Jahrhunderten Mythen und Legenden um die fliegenden Säuger. Dabei sind sie ein wichtiges Glied im Ökosystem, vertilgen im Laufe ihres Lebens Unmengen an Insekten und sind so etwas wie »Umweltseismografen« - wo sie leben und überleben, ist noch alles in Ordnung. Aufklärung ist wichtiger denn je.

Diese gab es am vergangenen Wochenende auf Schloss Doberlug und dem angrenzenden Buchenwald. Nach Sallgast und Sonnewalde als Veranstaltungsort luden regionale Fledermausexperten am Samstagabend auf das Schloss Doberlug zur »Fledermausnacht Elbe-Elster« zu einem Symposium mit anschließender Exkursion. Zwei Dutzend Interessenten, darunter eine Handvoll Kinder, folgten dem Ruf der »Fledermausmänner«. Den Fachvortrag zur Lage der Fledermaus im Landkreis hielt Maik Korreng und in der anschließenden Diskussion und Exkursion stand ihm Dr. Thomas Spillmann-Freiwald zur Seite. Später stieß der Biologe Ingmar Landeck mit einer »Lichtfalle« noch hinzu. Alle drei Fachleute haben beruflich mit Natur und Naturschutz zu tun. »Wir können nur schützen, was wir kennen«, so Korreng »und aus diesem Grund machen wir solche Veranstaltungen.

Durch eine Vielzahl von Faktoren, wie intensive Landwirtschaft, dem Verlust von Nahrungsquellen, dem Quartierverlust durch Sanierung oder Neubau oder auch durch Lichtverschmutzung, um nur einige Umstände zu nennen, sind die Bestände, auch bei uns, seit Jahren extrem gefährdet. Es muss einfach gehandelt werden, bevor es zu spät ist.«

Zum Teil sehen die Macher die Veranstaltungsreihe auch als Nachwuchsgewinnung.»Ich finde das ja heute total spannend«, so die achtjährige Hannah Materne aus Finsterwalde. »Ich hab noch nie eine echte Fledermaus gesehen, habe aber auch keine Angst davor«, erklärte das Mädchen. »In der Schule haben wir gerade das Thema »Tiere der Nacht« und da wollte ich heute unbedingt her, als mir Opa Wolfgang davon erzählte«. Die Kinder wurden mit Ultraschalldetektoren ausgerüstet, um die Fledermäuse auch zu hören. Im Wald waren zwei Fangnetze aufgestellt worden und die Veranstalter hofften, ein paar der seltenen Exemplare zu Anschauungs- und Aufklärungszwecken zu fangen.

Allein, es blieb bei der Hoffnung. »Es ist einfach zu kalt«, erklärte Maik Korreng. »Wenn keine oder nur wenig Insekten unterwegs sind, bleiben die Fledermäuse auch in ihren Quartieren.«

Deshalb wurde vor Ort beschlossen, die nächste Fledermausnacht im kommenden Jahr, in den sommerlichen August zu legen.

Von Torsten Pötzsch, erschienen in der Lausitzer Rundschau am 08.09.2010